Freitag, 16. Juli 2010

fragmentarische abbildungen

Gregor Gaida:
"Das Ergebnis meiner Arbeit ist eine Übersetzung der Wirklichkeit, sie spiegelt die Summe der Wahrnehmung - die Mehrdeutigkeit der Wirklichkeit wieder".

'lateral lll'

















Die Skulptur “Lateral III” von Gregor Gaida (*1975 Chorzów, Polen) aus dem Jahre 2007 ist eine lebensgroße Darstellung einer kindlichen Gestalt. Die verwendeten Materialien sind bemaltes Holz, Lack, Schüssel, Stuhl und Waschpulver.
Die Figur sitzt in einer gebeugten Haltung auf einem Stuhl. Auf den Knien befindet sich eine Schüssel. Mit dem Kopf wird die Oberfläche des in der Schüssel befindlichen Waschpulvers berührt. Unterhalb der Schüssel und zwischen den Beinen sind die Arme und Hände zu sehen. Kleidung und Haare der Skulptur werden stilisiert dargestellt. Stuhl- und Menschenbeine sind auf halber Höhe abgeschnitten, wodurch der Raum und Betrachter einbezogen wird.

Die in ihrer Bewegung verharrte menschliche Figur ist in ihren anatomischen Einzelheiten eine detailgetreu herausgearbeitete Abbildung und infolge der naturalistischen Umsetzung von Gestik und Mimik, wirkt sie sonderbar lebendig. Hinzu kommt, dass die offen gelegte innere Substanz, d.h. die feinen Holzmaserungen und die Unregelmäßigkeiten, die durch die weiß lasierte Oberfläche zu sehen sind, das Gefühl einer ambivalenten Lebendigkeit erzeugt.

Neben der Materialsprache steht aber auch die Erzählung im Vordergrund, wobei Gaidas einzelnen Arbeiten unter verschiedenen Perspektiven, wie beispielsweise Form und Komposition, betrachtet werden können. Für „Lateral III” verwendet Gregor Gaida mit dem Motiv des Kindes, der weißen Farbe und der Reinheit des Waschpulvers, positiv aufgeladene Komponenten. In ihrer Gesamtheit und Konstellation der Skulptur, entfacht sich aber eine negative Wirkung. In ihrem Anblick stellt sich dem Betrachter die Frage, was würde die Figur tun, wenn sie sich aus der starren Position befreien könnte. Dieses, erst auf den zweiten Blick erzeugte Bild, wirkt irritierend und es schwankt zwischen Faszination und Abstoßung.

Gregor Gaidas Quellen sind oftmals Fotografien, die er aus der Presse, Büchern und anderen Bildmedien bezieht. Daraus entnimmt er einzelne Elemente, die er in einem isolierten Umfeld darstellt. Infolge des Freistellens eines Bildausschnitts wird die dreidimensionale Figur in ihrer Haltung und Komposition entfremdet und in ihrer ursprünglichen Aussage verfälscht.

Der Betrachter bekommt auf diese Weise viele verschiedene Möglichkeiten der Assoziation und freien Interpretation geboten. Dennoch und ganz im Sinne des Titels "Lateral lll", dessen Wortsinn Vieldeutigkeit bedeutet, ist der präsente Körper in der Auslegung und Einschätzung nur schwer einzuordnen und nicht eindeutig zu kategorisieren. Die aus dem Handlungsrahmen, aus ihrem Situations- und Handlungsmoment herausgelöste Figur, ist weder zeitlich noch örtlich definiert. In Folge dessen, fordert die narrative Offenheit der dargestellten Figur den Betrachter geradezu auf, die Gesamtheit der Erzählungen selbst zu ergründen und macht ein ausschließlich konsumierendes Betrachten unmöglich.

'drummer'

















'kind und kreide ll'

















































mehr zum künstler und seinen werkdarstellungen, siehe:
http://www.gregor-gaida.de

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